Private Initiative von 45 Personen renoviert das 83 Jahre alte Pfarrhaus
Ein Haus von Benstrupern für Benstruper
Die strukturelle Krise und die damit verbundenen finanziellen Probleme der Kirche machten auch vor der Kapellengemeinde St.Bonifatius Benstrup nicht halt. Am 03.10.2007 wird sie mit den Kirchengemeinden Löningen, Evenkamp sowie Bunnen fusionieren und somit ihre Eigenständigkeit verlieren.
Um das Pfarrhaus für die Dorfgemeinschaft zu erhalten, gründeten 45 Benstruper, Steinrieder und Madlager eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, erwarben das Pfarrhaus und renovieren es.
Im Jahre 1923 wurde die St.Bonifatius Kirche Benstrup eingeweiht. Ein Jahr später wurde das Pfarrhaus fertig gestellt und der erste Geistliche, Kaplan Völkerding, zog ein. In den kommenden 60 Jahren 1984 lebten dort die jeweils für die Kapellengemeinde zuständigen Geistlichen. Nach dem Tod von Pfarrer Bruns war dessen Nachfolger Pfarrer Wessels sowohl für die Kirchengemeinde in Bunnen als auch in Benstrup zuständig; er nahm seinen Wohnsitz in Bunnen. Seitdem wurde das Gebäude insbesondere an jüngere Personen und Familien der Dorfgemeinschaft vermietet.
Zwischenzeitlich waren notwendige Renovierungen nur unzureichend vorgenommen worden; das Haus musste umfassend saniert werden.
Die verantwortlichen Gremien der Kirche und des Offizialats Vechta um Weihbischof Timmerevers zeigten mangels Bedarf wenig Interesse, das Gebäude zu erhalten. Sie trugen sich vielmehr mit der Absicht, das Gebäude abzureißen, um weitere Unterhaltungskosten zu vermeiden.
Da das Gebäude im Jahre 1924 nur durch die Eigenleistung und Spenden von Dorfbewohnern gebaut werden konnte, war die Mehrheit der Dorfgemeinschaft nicht bereit, dem Abriss tatenlos zuzusehen. „Unsere Vorfahren haben das Haus unter schwierigsten Bedingungen errichtet! Deswegen sind wir es ihnen schuldig, dieses Gebäude zu erhalten! Eine Kirche ohne Pfarrhaus ist nicht vorstellbar“ waren die vorherrschenden Argumente.
Nach zwei Dorfversammlungen gründeten 45 Personen des Dorfes die „Interessengemeinschaft Pfarrhaus Benstrup GbR“. Für den symbolischen Preis von einem Euro erwarb die Gesellschaft das Pfarrhaus. Wegen des Grundstücks wurde ein Erbbaupachtvertrag geschlossen.
Seit Juli 2006 wird das Haus nach den neuesten energiesparenden Anforderungen runderneuert. Außerdem wurde darauf geachtet, den dorfbildtypischen und ursprünglichen architektonischen Charakter des Hauses zu erhalten bzw. wieder herzustellen.
Die Bauleitung obliegt dem aus Josef Ameskamp, Ludger Baumann, Gerd Bertke, Peter Imbusch, Günther Moorkamp und Klaus Sandmann bestehenden Arbeitskreis.
Des weiteren wurde in Zusammenarbeit mit den kirchlichen Gremien und der Dorfgemeinschaft Benstup-Steinrieden-Madlage e.V. ein Konzept entwickelt, das Haus und das Grundstück harmonisch in das Dorfbild und das es umgebende kirchliche Umfeld einzufügen. Hierbei wurde die Gestaltung der Nachbargrundstücke auch unter Berücksichtigung der angestrebten Kirchenrenovierung aufeinander abgestimmt.
Benstrup (hh) – Die katholische Kirche St. Bonifatius Benstrup muss umfassend renoviert werden. Diese Tatsache war der Anlass für eine sehr gut besuchte Pfarrversammlung, zu der vom Kirchenausschuss und Pfarrgemeinderat in das Pfarrheim eingeladen worden war.
Zu Beginn der Versammlung begrüßte der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenausschusses, Martin Moorkamp, auch Pfarrer Karl-Heinz Wessels und Architekt Theo Dwertmann aus Cappeln.
In seinen einleitenden Worten wies er darauf hin, dass die letzte große Renovierung der Kirche in der Zeit von 1980 bis 1982 erfolgte. Heute, nach 25 Jahren, zeigten sich wieder erhebliche bauliche Mängel am Gotteshaus, die dringend behoben werden müssten.
Der mit den Renovierungsmaßnahmen beauftragte Architekt Theo Dwertmann, der bereits am Nachmittag in drei Führungen vielen Gemeindemitgliedern die baulichen Mängel und Schäden am Turm und Kirchenschiff vor Augen geführt hatte, erläuterte ausführlich sein Konzept zur Renovierung der Kirche, die in zwei Bauabschnitten erfolgen sollte.
Nach der Außensanierung müsse die Renovierung des Innenraumes folgen, bei der neben der Behebung von Baumängeln auch gestalterische Veränderungen vorzunehmen seien, die den heutigen Forderungen der Liturgie besser gerecht würden.
Dwertmann betonte, dass die denkmalgeschützte St.-Bonifatius-Kirche architektonisch und künstlerisch ein besonderes Bauwerk sei, das in den Jahren von 1921 bis 1922 nach den Plänen des Kirchenbauarchitekten Sunder-Plassmann aus Münster im neo-barocken Stil mit Jugendstil-Elementen errichtet worden sei. Die anstehende Renovierung müsse deshalb behutsam vorgenommen werden.
Kirchenprovisor Dr. Wolfgang Sieverding erläuterte an-schließend den Kostenrahmen sowie die Finanzierungsmöglichkeiten.
Allein die Außensanierung verursache Kosten in Höhe von etwa 260 000 Euro. Das Offizialat in Vechta habe für diese Maßnahme eine Investitionshilfe aus Diözesan-Kirchensteuermitteln in Höhe von insgesamt 169 000 Euro als Zuschuss gewährt. Für die Pfarrgemeinde verbliebe damit die stattliche Summe von 91000 Euro, erläuterte Dr. Sieverding. Die Substanz erhaltenden Maßnahmen bedeuteten also für alle Gemeindemitglieder ein erhebliches finanzielles Opfer.
Angesichts der Mühen der Gründer sei es aber ein notwendiges und lohnenswertes Opfer. Der Provisor erinnerte daran, dass der Bau der Kirche und die Gründung der Kirchengemeinde das Dorf grundlegend verändert hätten. Seitdem habe sich in enger Bindung an das Gotteshaus ein vielfältiges gesellschaftlich-kulturelles Leben entwickelt.
In der anschließenden Diskussion nahmen die Gemeindemitglieder zu einzelnen Renovierungsmaßnahmen Stellung, die von den Verantwortlichen aufgenommen wurden.
In mehreren Beiträgen wurde deutlich, dass auch heute noch, 84 Jahre nach ihrer Einweihung, die Kirche ein Mittelpunkt der dörflichen Gemeinschaft ist.
Deshalb solle man sich der Renovierung mit Mut und Zuversicht stellen und diese auch meistern. Die Pfarrversammlung endete mit dem Aufruf, in den folgenden Wochen die Sammel- und Spendenaktion der Mitglieder des Kirchenausschusses und Pfarrgemeinderates nach Kräften zu unterstützen.
Die Benstruper übernehmen damit große Anstrengungen, ihre kirchlichen Einrichtungen im Dorf zu erhalten. In den letzten Monaten war das jetzt nicht mehr genutzte Pfarrhaus mit sehr viel Eigenleistung und ebenfalls Spenden der Dorfgemeinschaft saniert worden.